Katastrophenschutz und Veterinäramt simulieren Ernstfall bei Großübung zur Afrikanischen Schweinepest

Einsatzprobe für den Ernstfall

Einsatzbesprechung mit Kreisbrandrat Christian Demleitner
(Foto: Gerhard Domaier, Landratsamt Schwandorf)

Katharinentahl/Dieterskirchen. Der Katastrophenschutz des Landkreises Schwandorf organisierte gemeinsam mit dem Veterinäramt eine Übung in einem Jagdrevier im Raum Dieterskirchen. Thema der Übung war ein simulierter Ausbruch der afrikanischen Schweinepest. Schon seit 2018 ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) eines der bestimmenden Themen im Bereich der Tierseuchenbekämpfung und des Katastrophenschutzes. Zwar ist diese virusbedingte Infektionskrankheit für den Menschen ungefährlich und ausschließlich für Wild- und Hausschweine tödlich. Jedoch hätte ein Ausbruch in Bayern oder gar im Landkreis Schwandorf katastrophale und ruinöse Folgen für die fleischproduzierende Landwirtschaft und die angeschlossene Vertriebsindustrie. Der Prävention gegen diesen Seuchenausbruch kommt deshalb ein hoher Stellenwert zu. Die Übung sollte bereits vor über 2 Jahren stattfinden. Aber pandemiebedingt musste die Such- und Bergeübung als Präventionsmaßnahme nach dem von der Bayerischen Staatsregierung vorgegebenen Rahmenplan ASP bereits zweimal abgesagt werden.

Der Einsatzübung wurde folgendes Szenario zugrunde gelegt:

„In der Nacht wurde im Mündungsbereich des Moosbaches in die Ascha im Katharinenthal in der Gemeinde Dieterskirchen ein verendetes Wildschwein, ein Frischlings-Keiler, aufgefunden. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit teilte zu der umgehend übersandten Blut- und Gewebeprobe des Tieres bereits in den Morgenstunden mit, dass eine Infektion mit dem Virus der Afrikanischen Schweinepest vorliegt.“

Zu dieser Großübung des Katastrophenschutzes und des Veterinäramtes wurde ein Großaufgebot verschiedenster Rettungsorganisationen alarmiert. Insgesamt konnten sich die Verantwortlichen des Landratsamtes Schwandorf über ca. 150 Teilnehmer aus den Reihen von Feuerwehr, Bayerisches Rotes Kreuz mit Rettungsdienst, Bergwacht und Wasserwacht, Johanniter Unfallhilfe und THW, sowie über Zuschauer aus den Reihen der Jägerschaft der Hegegemeinschaften Neunburg v.W. freuen. Als besondere Gäste verfolgten auch der Bezirksvorsitzende des Bayerischen Jagdverbandes Alexander Flierl (MdL) sowie die Bürgermeisterin der Gemeinde Dieterskirchen, Frau Anita Forster, das Geschehen.

Würde sich bei einem tatsächlichen Kadaverfund oder einer sonst entnommenen Blut- und Gewebeprobe die ASP bestätigen, hätte das umfangreiche Maßnahmen nach dem Rahmenplan ASP zur Folge: Es müssten Sperrzonen eingerichtet werden, in denen sämtlich Nutzung per Betretungsverbot untersagt würde, Einzäunungen würden vorgenommen, die Sperrzonen müssten nach weiteren Kadavern abgesucht, aufgefundene Kadaver geborgen und kontaminationssicher entsorgt werden, sämtliches Schwarzwild in den Sperrzonen müsste systematisch erlegt werden, und vieles mehr.

Zur effektiven Bekämpfung einer Ausbreitung der ASP müssen verschiedenste Stellen wie Behörden, Rettungsorganisationen, Jäger und auch Grundstückseigner Hand in Hand zusammenarbeiten. Um dies für einen Ernstfall zu gewährleisten, sind die zuständigen Behörden beauftragt, solche Tierseuchenübungen zu planen, zu organisieren und durchzuführen.

Das Übungsgelände stellten die Bayerischen Staatsforsten im Staatsjagdrevier „Haginger Berg/ Wart am Berg“ zur Verfügung. Bei dieser Übung warteten auf die Einsatzkräfte nicht nur ungewohnte Aufträge, sondern und vor allem auch ein sehr schwieriges und anspruchsvolles Gelände im Einsatzgebiet, wo sich auch steile, unwegsame Blockschuttwälder vorfinden lassen. Die örtliche Einsatzleitung wurde dem Kreisbrandrat Christian Demleitner übertragen, der die Einsatzaufträge nach Weisung des fachlich zuständigen Veterinäramtes, welches mit mehreren Amtstierärzten im Einsatz war, an die Einsatzkräfte verteilte und koordinierte. An der Einsatzleitung wirkte dabei Unterstützungsgruppe Örtlicher Einsatzleiter (UG ÖEL) tatkräftig mit, die bei dieser Gelegenheit gleich die Einsatztauglichkeit des nagelneuen Einsatzleitwagens erproben konnte.

Die Einsatzkräfte hatten zunächst den Auftrag, die zugeteilten Einsatzabschnitte mit Suchketten nach verendeten Wildschweinen abzusuchen. Davor erfolgte die fachliche Einweisung der Suchmannschaften durch das Veterinäramt in die Besonderheiten der Kadaversuche und hier insbesondere auch über den Umgang und die richtige Anwendung der persönlichen Schutzausrüstung. Anschließend erhielt die Wasserwacht den Abschnitt der Ascha zwischen Bach und Katharinenthal als Suchgebiet und die Suchkette der Feuerwehreinsatzkräfte größere Waldabschnitte am nördlichen Hang des Warbergs. Auch die jagdausübungsberechtigten Jäger verstärkten die Suchttrupps und stellten ihre Ortskenntnis zur Verfügung.

Die Übungsorganisatoren hatten mehrere Kadaver-Dummies in insgesamt 6 Einsatzbereichen an verschiedenen Orten versteckt, die die Suchmannschaften finden mussten. Unterstützung erhielten die Suchmannschaften durch die speziell ausgebildete Wildschweinkadaver-Suchhundestaffel aus dem Raum Augsburg. Die tierischen Helfer ergänzten die angewendeten Spezialeinsatzmittel neben Wärmebildkameras und Drohnen der Feuerwehr und Wasserwacht sowie das Allterrainfahrzeug (ATV/Quad) der Bergwacht.

Nachdem ein Kadaver gefunden wurde, musste der Fundort zunächst genau per GPS-Koordinaten lokalisiert und abgesperrt werden, bevor der kleinere, von der Bergwacht gestellte Bergetrupp mit seinem Quad in einem weiteren Schritt zur Bergung anrücken und diese durchführen konnte. Besonderes Augenmerk war hier auf das kontaminationsfreie An- und Ausziehen der persönlichen Schutzkleidung zu legen, denn im Ernstfall darf das Virus durch Einsatzkräfte nicht aus dem Sperrbezirk in andere Bereiche verschleppt werden.

Aus diesem Grunde musste auch jede Einsatzkraft nach Ende der Suche durch die aufgebaute Dekontaminationsschleuse des eingesetzten ABC-Zuges des Landkreises Schwandorf begeben. Hier wurden aber nicht nur Personen dekontaminiert, sondern auch Fahrzeuge. Eine nicht alltägliche Aufgabe war dabei auch die Dekontamination der eingesetzten Suchhunde.

Bei der Abschlussbesprechung ließen die Verantwortlichen die Übung nochmals Revue passieren und resümierten einen erfolg- und vor allem lehrreichen Verlauf. Bei der abschließenden gemeinsamen Brotzeit konnten alle Mitwirkenden noch angeregte Fachdiskussionen führen, bevor das offizielle Übungsende verbunden mit einem besonderen Vergelt‘s Gott für alle Teilnehmer gegen 14.00 Uhr verkündet wurde.